„Kein Big-Bang-Innovationsprogramm für Unternehmen hat je funk­tioniert. Wir müssen groß denken und klein anfangen“, sagt Almudena ­Rodriguez Pardo …

… In ihrem Beitrag erklärt sie, wie man Innovation in die DNA von ­Unternehmen des 21. Jahrhunderts einpflanzt.

„Ich muss erst das Projekt beenden!“ „Wir haben eine Deadline!“ Kommt Ihnen das bekannt vor? Eine der größten Herausforderungen, mit denen Führungskräfte konfrontiert sind, ist die Förderung von Kreativität und Innovation in ihren Unternehmen. Mitarbeiter, die mit ihrer täglichen Arbeit kämpfen, haben „keine Zeit“, um einen kreativeren Ansatz zu verfolgen. Trotz zahlreicher Design-Thinking-Workshops und Hackathons gelingt es den meisten traditionellen Unternehmen nicht, eine Kultur der Innovation zu entwickeln. Die Innovation scheitert.

Im Jahr 2011 haben einige von Ihnen wahrscheinlich den berühmten Artikel „Software is eating the world“ gelesen. Zehn Jahre später, im Jahr 2022, lautet das neue Mantra: „Innovation must eat the world“. Das bedeutet, dass wir, sobald wir ein neues Produkt auf den Markt bringen, selbst mit ihm konkurrieren müssen – das sogenannte Disrupt-yourself-Verhalten. Denn Sie können sicher sein, dass all Ihre Konkurrenten das auch tun.

Aber selbst wenn wir uns der dringenden Notwendigkeit der Innovationsförderung bewusst sind: Warum findet diese nicht statt? Was können wir tun, um in der Organisation eine Innovationsmentalität zu schaffen, und zwar ab heute?

Auf der Grundlage unserer Erfahrungen, die wir bei der Unterstützung zahlreicher Organisationen auf der ganzen Welt gesammelt haben, haben wir einige Leitlinien zusammengestellt, die Sie dabei unterstützen können, die Einstellung jedes einzelnen Mitarbeiters in Ihrer Organisation zu ändern.

Was meinen wir wirklich, wenn wir von „Innovation“ sprechen?
Die erste Frage, die sich stellt, ist jedoch: Kreativität oder Innovation? Eigentlich lautet die Antwort: beides. Es ist erwiesen, dass Kreativität einer der wichtigsten Soft Skills ist, die heutzutage benötigt werden. Kreative Mitarbeiter zu haben, ist heute für jede Organisation von größter Bedeutung, wie nicht nur der „The Future of Jobs Report 2020“ des Weltwirtschaftsforums zeigt: „Creativity“ liegt dort bei den Top-Ten-Skills bereits auf Platz drei, nur geschlagen von „Critical Thinking“ auf Platz zwei und „Complex Problem Solving“ auf dem ersten Platz.

2015 lag „Creativity“ noch an der zehnten Stelle. Aber das ist nicht genug! Sie können die begabtesten kreativen Talente in Ihrem Unternehmen haben, aber trotzdem nur sehr wenig Innova­tion hervorbringen. Und warum? Weil das Problem ganz woanders liegt! Es geht nicht darum, dass es an den „richtigen“ Mitarbeitern für innovative Projekte fehlt. Wir haben in den letzten Jahren beobachtet, dass jeder einzelne Mitarbeiter – auch in Ihrem Unternehmen – ein Innovator sein kann.

Vielleicht ist es die Definition von „Innovation“ an sich, die wir zuerst untersuchen müssen. Wenn man das Wort „Innovation“ erwähnt, denken die meisten Beteiligten an etwas Großes. Oder besser gesagt, sie denken an etwas Gigantisches. Wir stellen uns einen begabten Mitarbeiter mit dem IQ von Albert Einstein vor, der ein erstaunliches Produkt entwickelt, das die Weltwirtschaft verändern wird. Wir träumen von Gadgets wie der Apple Watch oder SpaceX-Raketen. Auch wenn all diese erstaunlichen, revolutionären Produkte eine großartige Sache sind, geht es bei Innovation um weit mehr als das.

One small step …
Vielmehr geht es um die winzig kleinen Verbesserungen, die jeder Mitarbeiter vornehmen kann, selbst der Neuling an der Rezeption. Hunderte von einfachen, kostengünstigen und mühelosen Chancen liegen offen zutage und warten nur darauf, dass jemand sie ergreift. Nehmen wir ein einfaches Beispiel: Vor einigen Jahren ging ein Bild einer Warteschlange in einer Behörde in Cádiz (Südspanien) durch die sozialen Medien. Anstatt stundenlang in der Schlange zu stehen, haben die Menschen ihre Schuhe in der Schlange stehen lassen und sich barfuß auf die Stühle gesetzt, um darauf zu warten, dass sie bzw. ihre Schuhe an der Reihe waren.

Stundenlanges Warten in einer Warteschlange, mitten im heißen Sommer, kann zu schweren gesundheitlichen Problemen führen, insbesondere bei älteren Frauen mit geschwollenen Venen. Der von uns beobachtete Ansatz der „Schuhe in der Warteschlange“ ist eine hervorragende Präventivmaßnahme, um z. B. Krampfaderbehandlungen zu vermeiden. Besonders in Ämtern und Behörden wurde schon vor einiger Zeit eine weitere Innovation eingeführt: eine kleine Maschine, die Tickets mit einer Warte­nummer ausgibt. Auch eine gute Idee! Solche einfachen, innovativen Verbesserungen können einen großen Unterschied machen.

Wenn es uns gelingt, alle Mitarbeiter im „Innovationszug“ mitzunehmen, werden wir das angestrebte Ziel erreichen. Was müssen wir tun, um dorthin zu gelangen? Hier sind unsere sieben Schritte zur Erreichung einer innovativen Denkweise. Jeder Schritt ist ein K.-o.-Kriterium für den darauf folgenden. Wenn Sie eines der Kriterien nicht erfüllen, können Sie nicht weitermachen. Also passen Sie gut auf!

1. Vertrauen
Es ist ganz einfach: Vertrauen Sie Ihren Mitarbeitern? Spätestens seit dem „Lockdown“ des Jahres 2020 ist klar, dass es nicht möglich ist, „knowledge workers“ zu kontrollieren. Vielleicht gibt es eine Software, die die Aktivitäten der Laptops des Unternehmens protokolliert? Allerdings ist es im 21. Jahrhundert nicht sinnvoll, seinen Mitarbeitern so genau auf die Finger zu schauen.

Ein hervorragendes Beispiel für Vertrauen ist das finnische Technologieunternehmen Futurice. Jeder Neuling, der bei Futurice anfängt, erhält eine Firmenkreditkarte. Aber wie wird diese verwendet? Seit 2012 wendet Futurice das 3 × 2-Framework zur Entscheidungsfindung an, das für jeden im Internet zu finden ist: Bei Futurice basieren alle Kaufentscheidungen auf der Kombination von drei Parametern – Menschen, Kunden und Zahlen – in Verbindung mit zwei weiteren Parametern – Jetzt und Zukunft. Bislang wurden noch keine absurden Käufe getätigt. Darüber hinaus hat jeder Mitarbeiter von Futurice Zugang zum Finanzstatus des Unternehmens, sodass sie oder er die wirtschaftliche Lage des Unternehmens kennt, bevor eine Ausgabe getätigt wird.

Außerdem können die Mitarbeiter von Futurice entscheiden, ob sie für kommerzielle Projekte oder für den Chilicorn Fund, eine vom Unternehmen unterstützte Plattform für Open-Source-Projekte, arbeiten. An welchem Projekt ein bestimmter Mitarbeiter arbeitet oder ob er stattdessen wieder in ein kommerzielles Projekt wechselt, ist ihm völlig freigestellt, denn für Open-Source-Projekte gibt es keine konkrete prozentuale Zeitvorgabe. Die Mitarbeiter haben völlige Freiheit, neue Dinge auszuprobieren.

Es gibt viele Möglichkeiten, ein sicheres Umfeld zu schaffen, in dem Ihre Mitarbeiter kreativ sein können. Aber was auch immer Sie tun, stellen Sie sicher, dass das Vertrauen vorhanden ist! Wenn das Vertrauen gegeben ist, können die Mitarbeiter ermächtigt werden, Dinge auszuprobieren, die Kontrolle und die Abnahmen werden auf ein Minimum reduziert. Durch die Maximierung der Eigenverantwortung der Mitarbeiter können Entscheidungen beschleunigt werden – und Schnelligkeit ist einer der wichtigsten Bestandteile von Innovation.

2. Zeit
Als WhatsApp 2009 von Brian Acton und Jan Koum gegründet wurde, hatten sie alle Zeit der Welt. Sie waren arbeitslos und konnten sich vollkommen ihrer neuen Idee widmen. Ein paar Jahre später, 2014, wurde WhatsApp von Facebook für rund 19,3 Milliarden US-Dollar übernommen.

Es ergibt keinen Sinn, von Mitarbeitern zu erwarten, dass sie Zeit in kreative Prozesse investieren, wenn sie zu 120 Prozent mit bestehenden Produkten und Projekten beschäftigt sind. Dieses Muster beobachten wir leider immer wieder in vielen Unternehmen: Es gibt hervorragende Veranstaltungen und Kreativ-Workshops in der gesamten Organisation, mit beeindruckenden Ergebnissen, aber ein paar Wochen später nehmen sie dramatisch ab, und die Ideen bleiben auf der Strecke – bis ein Konkurrent sie auf den Markt bringt.

Zeit ist die neue Währung! Der große Fisch frisst nicht mehr den kleinen Fisch, im 21. Jahrhundert frisst der schnelle Fisch den langsamen Fisch. Wenn Ihre Mitarbeiter also eine brillante Idee haben, müssen sie sie schnell auf den Markt bringen. Das erfordert Zeit und Engagement.

Es gibt viele gute Beispiele in der Industrie, die zeigen, wie man Zeit für Innovation aufwenden kann:

• Bei Ericsson Deutschland wurden die „Fridays“ zu „Trydays“ gemacht: Freitags konnte man sich Zeit für neue Produkte oder Technologien nehmen.

• Bei 3M gibt es bereits seit vielen Jahren das 16-Prozent-Konzept, bei dem jeder Mitarbeiter ab der ersten Minute des Tages 16 Prozent seiner Zeit für Aktivitäten nutzen kann, die ihn interessieren.

• Futurice reserviert nicht nur zehn Prozent der Zeit für Fortbildung, sondern zahlt auch bis zu 30 Stunden pro Monat für alle Aktivitäten und Experimente, die außerhalb der Bürozeiten durchgeführt werden, solange sie als Open Source veröffentlicht werden.

• Das Scaled Agile Framework (SAFe) schlägt vor, jedes Quartal einen kompletten zweiwöchigen Sprint für Innovationsaktivitäten zu reservieren. Nicht nur ein Team, sondern ein ganzes Team von Teams kommt in einem Programm namens „Agile Release Train“ zusammen. Dies ermöglicht ca. 100 Personen, Dinge in einer kollaborativen Umgebung auszuprobieren.

Welche Methode ist die beste? Das kommt ­darauf an. Entscheiden Sie sich für die, die Ihrer Meinung nach am besten zu Ihrem Unternehmen passt, aber sichern Sie sich unbedingt Zeit für Ihre Mitarbeiter. Denken Sie daran: Zeit war die wichtigste Ressource der Gründer von WhatsApp!

3. Platz
Man hört viele urbane Mythen über Unternehmen, die in einer Garage gegründet wurden. In der Tat haben viele Spitzenunternehmen weltweit dort angefangen. Egal, ob es sich um eine Garage oder einen anderen beliebigen Raum handelt, Ihr Unternehmen braucht einen „Raum“, um sich zu treffen und dort Technologien, Anlagen usw. auszuprobieren.

In den letzten Jahren haben wir gesehen, dass viele Unternehmen sich einen Raum für Kreativität, Co-Kreation und Experimente gesichert haben. In vielen Organisationen, wie z. B. bei Ericsson Deutschland, wird dieser Raum als „Garage“ bezeichnet. Das Interessante an der Ericsson-Garage in Deutschland ist, dass sie von sehr enthusiastischen Mitarbeitern eingerichtet wurde, also ein echter Top-down-Ansatz. Die Mitarbeiter suchten nach einem geeigneten Raum, fanden einen und schufen den kreativen Bereich. So einfach war das.

Heute, da die Welt jahrelang mit einer Pandemie konfrontiert war und ist, hat der Begriff „Raum“ eine ganz andere Bedeutung: Wir stehen vor der Herausforderung „digitale Räume“ für die Innovation bereitzustellen und die ­Ressourcen in z. B. einer Cloud zu speichern. Ein deutscher Onlinehändler, der zwei Innovationswochen pro Jahr durchführt, konnte diese ohne Probleme nach Online verlagern. Unsere Erfahrung hat gezeigt, dass begeisterte Menschen immer Lösungen finden.

Einige unserer Kunden begannen einfach mit einem Zoom-Raum und einem Miro-Board, das Management musste lediglich die Lizenzen bereitstellen. Wenn die Mitarbeiter eine sichere Umgebung und die Zeit dafür haben, werden sie immer einen Weg für die Schaffung eines digitalen Raums finden.

4. Teams
Es gehört zu den interessantesten Dingen bei einem Hackathon, die Teams zu beobachten. Wir waren bei mehreren zweitägigen Veranstaltungen dabei, bei denen völlig neue Teams zusammenkamen, und die Dynamik ist beeindruckend.

Ich hatte selbst die Ehre, Teil eines funktionsübergreifenden, leistungsstarken Teams zu sein, als ich im R&D von Ericsson Deutschland gearbeitet habe. Meine eigene Erfahrung bestätigt, dass unterschiedliche Meinungen und Standpunkte in einem Team die besten Ideen zutage fördern. Erwarten Sie also nicht, dass die besten Ideen von einzelnen Mitarbeitern kommen. Kreative Spannungen innerhalb eines Teams sind der beste Nährboden für großartige innovative Ideen. Stellen Sie sicher, dass Ihr Unternehmen selbstorganisierte, funktionsübergreifende Teams mit einer großen Vielfalt an Charakteren und Fähigkeiten fördert.

Ein sehr interessantes Beispiel ist Thomas Edison: „Wir denken, dass Thomas Edison die Glühbirne erfunden hat, und stellen uns vor, wie er allein in seinem Studio daran arbeitet. Die Wahrheit ist, dass Edison die Glühbirne nicht erfunden hat, sondern sie nur verfeinert und kommerziell nutzbar gemacht hat. […]
Darüber hinaus arbeitete er selten allein. Auf dem Höhepunkt seiner Erfinderkarriere baute Edison ein großes Studio in Menlo Park, in dem etwa 15 andere Erfinder neben ihm arbeiteten, Ideen austauschten und an Projekten mitarbeiteten. Ich glaube, dass seine größte Erfindung nicht die Glühbirne war, sondern Menlo Park.“
David Burkus „The Myths of Creativity“

Es ist erstaunlich, wenn man sieht, wie ein Team von Teams gemeinsam innoviert! Wir haben mit einem „Inkubator ART“ in einem multinationalen Unternehmen der Telekommunikationsbranche gearbeitet: Etwa 100 Personen arbeiten alle drei Monate gemeinsam an der Einführung von Innovationen unter Anwendung des Scaled Agile Framework. Unsere bisherigen Erfahrungen in verschiedenen Bereichen zeigen, dass engagierte Teams, das heißt Teams, in denen die Teammitglieder stabil sind und sich zu 100 Prozent auf ihre Teamaktivitäten konzentrieren, der beste Ansatz für die Suche nach innovativen Lösungen sind.

5. Duales Organisationssystem
Vor vielen Jahren, während eines Hackathons, brachten einige Kollegen ein völlig neues Geschäftsmodell auf. Sie waren sehr aufgeregt, bauten einen Prototyp und warteten darauf, dass der Innovationsausschuss das Budget genehmigte. Einige Wochen später war ein Konkurrent mit der gleichen Idee bereits auf dem Markt.

Wir erleben immer wieder, dass Unternehmen großartige Ideen entwickeln, aber nicht in der Lage sind, diese Ideen mit hoher Geschwindigkeit durch die stabilen Prozesse des Unternehmens zu leiten. Hierarchische Organisationen mögen stabil sein, aber in den meisten Fällen sind sie langsam. So gibt es immer wieder Fälle, in denen hervorragende Möglichkeiten darauf warten, dass der Innovationsausschuss in vier Wochen zusammentritt und eine Entscheidung über das Budget trifft – und in der Zwischenzeit taucht ein Konkurrent auf und kommt ihnen zuvor.

Es war John Kotter, der das Konzept des ­„dualen Organisationsystems“ einführte („Accelerate!“, HBR 2012). Er betonte die Notwendigkeit verschiedener Spuren – wie auf einer Autobahn – innerhalb unserer Prozesse, da verschiedene Produkte unterschiedliche Geschwindigkeiten benötigen. Wir wollen sicherstellen, dass Business as usual erhalten bleibt. Gleichzeitig sollen „schnelle Dienstwege“ durch das Netzwerk geschaffen und innovative Ideen voran­gebracht werden, um zu experimentieren, zu scheitern und natürlich um erfolgreich zu sein.

6. MVP, MVP, MVP
Einer meiner ersten Beratungsaufträge war die Unterstützung eines Start-ups als Product-Owner. Mehrere Monate lang leisteten die Entwicklungsteams sehr gute Arbeit, und wir hatten bald ein Minimum Viable Product (MVP), das wir mit Kunden teilen wollten. Leider hatte unser CEO „Angst“ davor, ein „minderwertiges“ Produkt zu zeigen, das viel zu einfach war und weit unter den angekündigten Erwartungen lag.

Unabhängig davon, wie Ihre fantastische Idee aussieht, leiden Sie vielleicht unter „Produkt­arroganz“: Sie und Ihr Team sind völlig davon überzeugt, dass die Idee, die Sie in den Händen halten, das Größte ist, was der Menschheit je passiert ist. Vergessen Sie nie, dass wir in der Aufregung des kreativen Prozesses nur „Annahmen“ haben. Und diese bleiben Annahmen, bis ein Kunde uns ein Feedback zu dem gibt, was wir gerade zu schaffen versuchen.

Design Thinking brachte den Kunden in den kreativen Prozess, und Eric Ries gab uns das Konzept des Minimal Viable Product. Es gibt mehrere Definitionen von MVP, was ein wenig Verwirrung stiftet. Reid Hoffman, der Gründer von LinkedIn, sagte: „Wenn dir die erste Ver­sion deines Produkts nicht peinlich ist, bist du zu spät.“ Und Verspätung ist etwas, das wir uns nicht leisten können, wenn es um Innovation geht. Leider ist zu beobachten, dass bei den meisten innovativen Ideen eine starke Tendenz dazu besteht, ein „Basisprodukt“ zu entwickeln, was Monate dauern kann.

Ein MVP ist kein Produkt – das ist eine Grundregel für Innovationsansätze. Ein MVP bestätigt eine Annahme, und solange wir sie nicht bestätigen, bleibt sie eine Annahme. Investieren Sie keine Mühe in Produkte, die niemand braucht! Wann immer Sie etwas Neues ausprobieren, brauchen Sie ein MVP, um so schnell wie möglich zu wissen, ob es sinnvoll ist, mehr Aufwand zu betreiben.

Unser Start-up scheiterte. Wir haben es nie geschafft, den CEO davon zu überzeugen, die Annahme zu validieren. Das Team arbeitete monatelang ohne Bestätigung, und am Ende hatten wir ein Produkt, das niemand brauchte.

7. Co-Kreation
2019 bot Ericsson Eurolab in Deutschland Start-ups in der Region die Möglichkeit, gemeinsam 5G-Anwendungen zu entwickeln, und startete so eine sehr erfolgreiche Zusammenarbeit mit regionalen Partnern. Darüber hinaus nutzte das Ericsson Eurolab im Jahr 2020 die Nähe zur RWTH, einer der renommiertesten Universitäten in Deutschland. Sie setzten die Ericsson-5G-Lösungen ein, um Europas größtes 5G-Forschungsnetzwerk zu schaffen, den 5G Industry Campus Europe in Aachen.

Der 5G Industry Campus Europe setzt sich aus mehreren Partnern zusammen und hat zum Ziel, Anwendungen und Lösungen für die industrielle Nutzung von 5G zu entwickeln, zu implementieren und zu testen. Dies sind nur zwei Beispiele dafür, wie man Co-Kreation als neuen Entwicklungsansatz für Innovationen sichern kann. Komplexität und Geschwindigkeit des Wandels sind zu wichtig, um allein innovieren zu können.

Co-Kreation bedeutet auch, den Kunden als Partner einzubeziehen. Seit mehreren Jahren lädt Ericsson Eurolab Deutschland bis zu 600 Kunden zum Ericsson Innovation Day nach Aachen ein. Bei dieser Vorzeigeveranstaltung haben die Kunden die Möglichkeit zu sehen, welche Ideen entstehen und wo sie von Anfang an bei der Gestaltung und Entwicklung neuer, innovativer Produkte mitwirken können.

Was kommt als Nächstes?
Zusammenfassend lässt sich fragen: Was brauchen Sie, um einen Innovationsfluss zu schaffen und Innovation in der DNA Ihres Unternehmens zu sichern?
• Vertrauen Sie Ihren Mitarbeitern.
• Geben Sie ihnen Zeit.
• Geben Sie ihnen physischen (oder digitalen) Raum.
• Schaffen Sie cross-funktionale, diverse Teams.
• Sichern Sie schnelle Dienstwege.
• Unterstützen Sie Minimal Viable Products.
• Binden Sie jeden Sektor ein und lassen ihn mitgestalten.

Unser persönlicher Rat: Warten Sie nicht länger! Egal, in welchem Sektor Sie tätig sind – die Innovation frisst die Welt auf, und Sie sollten darauf vorbereitet sein! (ARP)

INFO-BOX
Die wichtigsten Erkenntnisse
• Eine innovative Denkweise ist ein Muss für jedes Unternehmen, um zu überleben. Die Nachfrage nach den erforderlichen Soft Skills ist in den letzten Jahren stark gestiegen.
• Selbst wenn Ihre Mitarbeiter über die nötige Kreativität verfügen, können Sie nicht erwarten, dass sie ohne weitere Unterstützung zu Innovatoren werden.
• Manchmal sind es die kleinen, winzigen Innovationen, die einen Unterschied machen!
• Kein Big-Bang-Innovationsprogramm für Unternehmen hat je funktioniert. Wir müssen groß denken und klein anfangen.
• Um eine Innovationskultur in Ihrem Unternehmen zu fördern, brauchen die Mitarbeiter Vertrauen, Zeit, Raum, Teams, parallele „Dienstwege“, MVP und Co-Kreation.

DIE AUTORIN
Almudena Rodriguez Pardo ist Inhaberin von Rodriguez Pardo & Assocs, Business Agility Consultant und Agile-Expertin. Nähere Informationen finden Sie unter www.rodriguezpardo.com

 

Quelle: New Business – Magazine für Unternehmer